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TaKeTiNa Rhythmustherapie

                      "Man muss noch Chaos in sich haben,                           um einen tanzenden Stern gebären zu können."
                                                                                           
(Friedrich Nietzsche)

Rhythmus, Stimme und Bewegung – in vielen außereuropäischen Kulturen sind alle drei Elemente nicht isoliert voneinander zu denken und in nicht wenigen traditionellen Heilritualen dieser Kulturen spielt Rhythmus eine zentrale Rolle. Rhythmus geht quasi unter die Haut, er energetisiert uns, löst Emotionen aus und führt uns auch mal in andere Bewusstseinszustände. Aber er bring uns auch zusammen, synchronisiert uns mit anderen Menschen und lässt uns damit immer wieder die für uns so wichtige Erfahrung, Teil einer Gemeinschaft zu sein, hautnah spüren. Die TaKeTiNa-Rhythmusarbeit geht allerdings weit hierüber hinaus. Sie kombiniert Rhythmus, Stimme und Bewegung auf eine einzigartige Art und Weise. In einem spielerischen, musikalisch-emotionalen Prozess wird damit von allen Teilnehmern unter Anleitung ein rhythmisches Feld erzeugt, dass es dem Einzelnen ermöglicht, die Kraft und Kreativität der Gruppe für seinen eigenen Heilungs- und Entwicklungsweg und zur Transformation lebensbehindernder Muster zu nutzen. Die Teilnehmer – sie bewegen sich im Kreis -  können mehr und mehr die rationale Kontrolle loslassen und sich dem lebendig voranschreitenden Gruppenprozess hingeben und anvertrauen. Elementare Tanzschritte, einfaches Klatschen und in Intensität und Komplexität sich steigernder Wechselgesang zwischen Leiter und Gruppe führen die Teilnehmer und die Gruppe zunehmend in ein rhythmisches Spannungsfeld, das sie mit dem ganzen Körper und mit allen Sinnen erfahren können.

Unter diesem Einfluss werden nun bei den Beteiligten die persönlichen und eingefahrenen Muster im Erleben und Verhalten spürbar. Sie erkennen, dass sie diese Muster loslassen müssen, wenn sie in ein genussvolles Mitschwingen (Flow) kommen wollen. In dieser fragilen innerpsychischen Situation werden die Teilnehmer vom Rhythmus und dem Wohlwollen der Gruppe gehalten und getragen, das Gefühl von tiefem Angenommensein und Urvertrauen wächst. Schritt für Schritt kann sich das Bewusstsein dabei entfalten und reifen. Wenn Teilnehmer im Rhythmuskreis immer wieder spielerisch und mit  Leichtigkeit in das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Chaos eintreten, entdecken sie, wie sich ihre persönlichen Themen auflösen: „Werde ich akzeptiert?“; Habe ich hier einen Platz?“; „Bin ich ok so, wie ich bin, oder brauche ich ständig die Bestätigung vom Außen?“; „Bekomme ich genug im Leben und kann ich mich davon nähren?“; „“Muss ich alles (z.B. Beziehungen) kontrollieren?“; „Verfüge ich über genügend Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit?“; „Kann ich im Kontakt mit anderen auch bei mir bleiben?“; „Gehöre ich dazu?“ usw.

Während die Komplexität des rhythmischen Geschehens anwächst, entsteht in den Teilnehmern mehr und mehr ein ruhender Pol, der mit dem Wandel im Außen gelassen umgehen kann und von dem aus die Teilnehmer unerlöste Lebensthemen allmählich transformieren und hinter sich lassen können. Der rhythmisch-musikalische Prozess wird so zum freudvollen und sinnlichen Entwicklungsweg – die Teilnehmer kommen bei sich an und spüren, dass sie im Rhythmus bleiben können, ohne ihn kontrollieren zu müssen. Sie erfahren, dass das Leben auch leicht sein kann. Es finden hier also gleichzeitig zwei Entwicklungsstränge statt: Die Gruppe er- und durchlebt einen kreativen evolutionären Gruppenprozess, während die Teilnehmer - jeder für sich - diesen Gruppenprozess und die dabei generierten Wirkmechanismen für die eigene Entwicklung nutzen. Ressourcen entstehen durch die rhythmische Aktivität wie ganz von alleine. Dabei kann jeder Teilnehmer für sich entscheiden und bestimmen, wie schnell und wie weit er vorangehen möchte. Weil Rhythmus etwas ist, was sehr tief in unserem Organismus als implizites Wissen angelegt ist (wer würde schon seinen Herzschlag kontrollieren?), lädt die ganzkörperliche TaKeTiNa-Arbeit die Teilnehmenden dazu ein, immer mehr in die eigene Tiefe zu gehen und als Erfahrungswissen zu etablieren, wer und wie wir in der Tiefe unseres Seins sind. Was wir persönlich erleben und wie wir unser Leben gestalten bekommt plötzlich einen erfahrbaren Sinn. 


 



Rhythmustherapie im Einzelgespräch

Eine besondere Form ist das rhythmustherapeutische Einzelgespräch, das  Methoden und Techniken der modernen Psychotherapie mit TaKeTiNa-Elementen kombiniert. Ziel ist es dabei, durch den Einsatz von Rasseln und Trommeln das Erleben während des therapeutischen Prozesses einerseits im gegenwärtigen Moment zu halten; andererseits aber auch zu vertiefen. Therapeut*in und Klient*in können dabei von Moment zu Moment entscheiden, ob sie in einem bestimmten Augenblick mehr vertiefende und aufdeckende Elemente einbauen möchten , oder ob das Stabilisieren und die Arbeit mit Ressourcen mehr im Vordergrund stehen soll. Dabei kann die TaKeTiNa-Dynamik, wie sie oben beim Gruppenverfahren beschrieben wird, beides effektiv und zielgerichtet unterstützen, gegebenenfalls aber auch leichte und spielerische Elemente mit in das Prozessgeschehen einbringen. Der therapeutische Prozess wird so fast so etwas wie eine künstlerische Choreographie.

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